Permanent Online!? Ein Tagungsbericht

Ich weiss, dass ich nicht wirklich blogge. Dazu bin ich nur sporadisch in der Lage. Aber dennoch kann ich ja für mich interessante Erfahrungen und Eindrücke auf dieser Seite wiedergeben. So mache ich es jetzt mit dem Bericht der letzten Tagung, auf der ich war.

„Was soll ich bitte antworten wenn mich jemand frägt, warum wir Jugendlichen so viel von unserem Privatleben im Internet teilen oder wie lange ich durchschnittlich im Internet surfe? Wir teilen, weil es bei uns alle machen und ich gehe doch nicht mehr ins Internet. Ich bin immer online“. So schreibt Daniel Leicher in seinem Blog über sich als „Digital Native“ . Und verarbeitet dabei seine Erfahrungen mit dem Publikum an der Evangelischen Akademie in Tutzing. Hier traf sich mit ihm, nachdem ich ihn über Umwege zur Tagung eingeladen hatte, eine interessante Runde aus Geschäftsführern, Beraterinnen, betrieblichen Praktikern und Betriebsrätinnen, um die Herausforderungen permanenter Erreichbarkeit und die Grenzen allgegenwärtiger betrieblicher Verfügbarkeit zu diskutieren. Was bereits unmittelbar nach den beiden Einstiegsvorträgen („Connected Worlds“ und „Permanente Verfügbarkeit im Informationsraum“) möglich war und in einer regen Plenumsdiskussion am Ende des Tages ihren Abschluss fand. Dabei wurde für mich mindestens deutlich, dass es für die Generation Internet wohl eine Kulturtechnik wie das Fernsehen oder Lesen eines Buches sein wird. Eine Technik, die man erlernen und dann auf seine Art dann damit umgehen kann. Aber auch, dass nicht den neuen Medien bzw. dem Internet angelastet werden kann, was sich an Verschiebungen in der Arbeitswelt durch die Verfügbarkeitsanforderungen ergibt. Wie Richard Gutjahr es in meinen Augen treffend ausdrückte: Das Internet ist weder gut, noch ist es schlecht – es ist einfach da.

In den Workshops am zweiten Tag gab es viel Gelegenheit, Teilaspekte zu vertiefen und praktische Überlegungen abzuleiten. Es ist wohl nicht zufällig, dass dabei die mit Abstand meisten Teilnehmenden im Workshop zum Thema „Bin ich wirklich so wichtig? Zeitkrankheiten vermeiden“ einfanden. Ich persönlich hatte viele Gelegenheit, mit Alexander Richter von der Universität der Bundeswehr über das Enterprise 2.0 zu reden. Genauer: Über Potenziale und Grenzen des Einsatzes von Social Software in den Unternehmen. Nach einem Ausflug in arbeitsrechtliche Regelungen zum Thema wurde die Tagung schließlich von Friedhelm Hengsbach mit dem Gebot des digitalen Zeitalters („Du sollst nicht dauernd erreichbar sein“) beendet. Zurück bleibt hier für mich die Erkenntnis, dass diese Aussage zwar richtig und wichtig ist. Doch in modernen betrieblichen Zusammenhängen, insbesondere in der IT Branche, das Gebot (genauso wie die arbeitsrechtlichen oder gesetzlichen Regelungen zum Schutz der Arbeitnehmer /-innen) von den Beschäftigten freiwillig unterlaufen werden. Die permanente Erreichbarkeit ermöglicht es schließlich, die Ziele, die meist nicht selbst bestimmt werden können, zumindest versuchsweise zu realisieren. Vor allem mit der Folge hoher psychischer Belastungen, welche die daraus resultierende Verfügbarkeit für die Beschäftigten hat. Was deutlich zeigt, dass das alte (arbeitsrechtliche) Regularium nicht auf die Erreichbarkeitsökonomie passt. Und hoffentlich auch von den Digitalen Eingeborenen mit neuen und passenden Vereinbarungen versehen werden kann. Damit permanente Erreichbarkeit tatsächlich produktiv werden kann – für die Unternehmen wie für die Beschäftigten.

Hier der Link zum Programm der Tagung.

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